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Sommerlehrgang 2012 in Kamen

Als vor 23 Jahren der 1. Internationale Goju-Ryu Karate-Do Lehrgang in Kamen stattfand, ahnte Fritz Nöpel bestimmt nicht, dass diese Veranstaltung einmal so erfolgreich werden würde. Aus den guten Kontakten, die von Anfang an zu den Dojos in Japan und in Süddeutschland bestanden, entwickelte sich die Idee, einmal im Jahr zu einem Austausch der Vereine einzuladen, immer auch in Verbindung mit einer Dan-Prüfung. Mittlerweile ist das jährliche Treffen in Kamen längst eine feste Größe in der Karate-Szene und wird von Teilnehmern aus ganz Deutschland und dem Ausland besucht. Dieses Jahr hatten wir etwa 600 Gäste, darunter auch Sportler aus Kamens Partnerstadt Beeskow sowie aus der Schweiz, Österreich und den Philippinen. Auffällig war nach den Worten von Fritz Nöpel, dass 185 Teilnehmer ab 40 Jahren und 65 Teilnehmer ab 50 Jahren dabei waren. Dies zeigt einmal mehr, dass Karate auch mit zunehmendem Alter noch ausgeübt werden kann.

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Am 17. Mai wurde der Lehrgang traditionell mit den Grußworten des Kamener Bürgermeisters Hermann Hupe  eröffnet. An dieser Stelle noch einmal unser ausdrücklicher Dank an die Stadt Kamen, die es uns wieder ermöglicht hat, die Turnhallen und das Gelände der Gesamtschule zu nutzen. Ansonsten wäre ein Lehrgang in dieser Größenordnung nicht durchführbar.
Insgesamt 12 Lehrer boten von Donnerstagmittag bis Samstagabend ein breit gefächertes Programm für alle Graduierungen, so dass jeder die Gelegenheit hatte, die große Vielfalt unserer Stilrichtung kennenzulernen.
Ob nun die „Bedeutung der Bubishi“, die „Bildersprache der Kata“, „Selbstbehauptung und Selbstverteidigung“ oder „Methodik der Prüfungsvorbereitung“  -  die hier nur beispielhaft genannt seien – bei dieser großen Auswahl an Themen fiel es manchem Teilnehmer schwer, sich zu entscheiden.



In den Pausen konnten die Sportler sich bei Kaffee und Kuchen oder mit Leckereien vom Grill stärken. Die Helfer vom Kamener Verein sind ein gut eingespieltes Team,  so dass  von der organisatorischen Seite her alles glatt über die Bühne ging. Und auch das Wetter spielte mit, denn bei angenehm sommerlichen Temperaturen ließ es sich sowohl in den Hallen als auch draußen an den Ständen gut aushalten. Die Karateka aus Ochtrup begeisterten wieder mit ihrer Spanferkelaktion. Es ist jedes Mal wieder ein Erlebnis zu sehen , wie das Schwein fachmännisch aufgespießt wird und dann langsam über dem Feuer brutzelt. Danke, Ochtrup, für das leckere Essen und toll, das ihr selbst gespült habt. Nun aber zurück zum Training. Ich hatte mir für den diesjährigen Bericht vorgenommen, mit allen Karate-Lehrern ein Interview zu führen, um sie nach ihrem sportlichen Werdegang und ihren Trainingsschwerpunkten zu fragen. Dies ist mir leider nur bedingt gelungen, denn zwischen den Einheiten war einfach zu wenig Zeit und ich habe nur einige von euch erwischt“. Die folgende Auswahl ist demnach völlig zufällig. 

 

Als erstes sprach ich mit Axel Koschorrek, 6. Dan aus Kamen.  Axel trainiert seit 35 Jahren, hat zunächst mit Shotokan angefangen, das er während seines Studiums in Essen kennengelernt hat. Nach dem Wechsel an die FH Dortmund kam er zum Goju Ryu und gründete in Dortmund einen Verein.  Durch den Umzug nach Kamen lernte er dann Fritz Nöpel kennen. Für Axel ist Karate Lebensinhalt. Im Vergleich zu anderen Sportarten stellt sich im Karate Erfolg eher langfristig ein. Wer nach einer Karriere im Wettkampf aufhört, verpasst eigentlich das meiste, denn , so Axel, „unsere Stilrichtung hat so viele Elemente und Möglichkeiten, das sie ausreichend sind für mehrere Leben.“ Axel lebt vor, wie man mit zunehmendem Alter seine langjährigen Erfahrungen umsetzen kann: „Dranbleiben ist wichtig, denn nur so kann eine Entwicklung stattfinden.“
Toll findet Axel am Sommerlehrgang, „dass so viele Leute schon so lange diesen Weg gehen.“

Mein nächster Gesprächspartner war Martin Nienhaus, 4. Dan aus Düsseldorf. Martin betreibt seit 1976 Shotokan, ist während einer B-Trainer-Ausbildung über Wolfgang Jordan mit Fritz Nöpel in Kontakt gekommen und hat festgestellt, dass er in vielerlei Hinsicht mit dem Meister auf einer Linie liegt. Insbesondere der Bezug zu China verbindet die beiden und schon seit mehreren Jahren besteht ein regelmäßiger Austausch, wobei Martin versucht, Goju Ryu Inhalte im Shotokan umzusetzen, andererseits immer wieder auch Shotokan Elemente für Goju Ryu Leute verständlich macht.
Auch im Hinblick auf seine berufliche Ausbildung in den Bereichen Akupunktur und Energielehre gibt es eine große Übereinstimmung mit Fritz Nöpel: Über die Beschäftigung mit den Tieren in der Kampfkunst sowie mit den 5 Elementen arbeiten beide an einer Analyse der Bilder in den Katas. Hier will Martin vor allem Ideen vermitteln, Anregungen geben und den Blick öffnen für die vielen Möglichkeiten, die in einer Kata stecken, und so dafür sorgen, dass Karate spannend bleibt. Bei aller Ernsthaftigkeit sollte man, so Martin, auch mit Spaß an der Sache bleiben, und wer seine Lehrgänge besucht, weiß wie er es versteht, Begeisterung zu wecken.

Auch Isabel Parea, 4. Dan aus Berlin, nahm sich Zeit für ein Gespräch. Angefangen mit dem Karate hat sie vor 30 Jahren beim PSV in Dortmund, hat u.a. bei M. Rogalla, E. Ossadnik und A. Koschorrek trainiert. An Isabel beeindruckt mich , dass sie als kleine und zierliche Frau absolut tough ist und genau die Aspekte des Karate verkörpert, die in einer ernsten Selbstverteidigungssituation am wichtigsten sind: Schnelligkeit, Präzision, Timing – nur so kann man gegen einen körperlich überlegenen Gegner bestehen. In diesem Zusammenhang stellte Isabel fest, dass viele Frauen doch etwas anders trainieren als Männer, wenn es um harten Kontakt oder das Einstecken von Treffern geht. Vor allem in punkto Entschlossenheit sieht sie bei vielen Frauen noch Nachholbedarf, denn die oben genannten Fähigkeiten reichen nicht aus, wenn der absolute Wille zum Kampf nicht da ist.
Wichtig ist es für Isabel, jedem der es ernst meint mit dem Karate eine Chance zu geben. Wenn jemand mit dem Karate anfängt, sieht man als Trainer oft nicht auf den ersten Blick, welche Fähigkeiten in ihm stecken. Erfolg bedeutet „gerade auch die Leute weiter zu bringen, die nicht so begabt sind.“

Als ich Martina Lohmann, 5. Dan aus Osnabrück, nach ihren Trainingsschwerpunkten fragte, meinte sie , dass sie darauf eigentlich nicht so recht antworten könne, denn egal ob Kata, Selbstverteidigung oder Wettkampf, Martina fühlt sich in allen Bereichen gleichermaßen zu hause. Seit 1988 trainiert sie intensiv Goju Ryu, außer in Osnabrück auch regelmäßig in Kamen und St. Arnold, und hat ihr Wissen durch den ständigen Erwerb von Trainerlizenzen und den Besuch auch stilrichtungsübergreifender Lehrgänge permanent erweitert. Worauf sie in ihren Trainingseinheiten viel Wert legt, ist Beweglichkeit. Bei Anfängern ist häufig zu beobachten, dass sie ihre Techniken zu verkrampft ausführen. Hinzu kommt, dass heute viele Jugendliche allgemein unter Bewegungsmangel leiden. Eine gute Beweglichkeit hat erstens den Vorteil, dass man weniger verletzungsanfällig ist. Außerdem erzielt man so die größtmögliche Trefferwirkung bei möglichst geringem Kraftaufwand.
Wer Martinas Lehrgänge besucht, wird feststellen, dass sie ein großes Repertoire an unterschiedlichsten Trainingsmethoden zur Verfügung hat. Durch Methodenwechsel erreicht sie, dass gerade auch Anfänger bei der Sache bleiben und die Techniken mit einer gewissen Lockerheit erlernen. Alle, die eine eigene Trainingsgruppe leiten, können sich eine Menge von Martina abschauen.


Unbedingt erwähnt werden muss noch die diesjährige Dan-Prüfung, die von allen Teilnehmern erfolgreich absolviert wurde: Horst Nehm und Klaus Fingerle erwarben den 7. Dan, Thomas Richter und Horst-Dieter Espeloer den 6.Dan und Thomas Richtsteig den 5. Dan. Herzlichen Glückwunsch.
 
Insgesamt war unser Sommerlehrgang eine rundum gelungene Veranstaltung. Hoffentlich seid ihr nächstes Jahr alle wieder dabei.
Heike Buck
KKB e.V.

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