22 TeilnehmerInnen aus neun Vereinen trainierten am , dem 14.10.2017 in Unna mit Sensei Fritz Nöpel, 10. Dan und Träger des Ehrentitels „Hanshi“. Lehrgangsinhalt waren die unsichtbaren Würfe in den Goju-Ryu-Kata. In den Augen des Großmeisters können die einzelnen Kombinationen in den verschiedenen Kata als in sich abgeschlossene Kämpfe betrachtet werden. Bei einigen Kombinationen scheint es, als wäre der Kampf nicht abgeschlossen oder nicht beendet. An diesen Stellen können sich dann die unsichtbaren (versteckten) Würfe befinden.
Die Art des unsichtbaren Wurfes in einer Kata und dessen Ablauf ergeben sich aus den vorherigen Techniken. Der Wurf kann in diesem Fall als eine „natürliche“ Weiterführung bzw. als ein „natürlicher“ Abschluss des Kampfes/der Kombination betrachtet werden, wobei der Wurf eher ein „zu Boden führen“ ist als ein Wurf. Daher sind die technische Ausführung und die Kontrolle über die Geworfene/den Geworfenen sehr wichtig. Ein sichtlicher Krafteinsatz sollte bei der Ausführung vermieden werden.
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Während des Lehrgangs streute Sensei Fritz Nöpel zahlreiche Informationen zur chinesischen Sichtweise auf die Kata und deren philosophische und kämpferische Inhalte ein, so dass die teilnehmenden Karate-Do-Ka einen noch tieferen Einblick in die Kata erhielten. Zum Beispiel sollte sich die/der Kata-Ausführende nach dem Wurf räumlich ein wenig zurückziehen. Denn nach der chinesischen Sichtweise lauert immer ein zweiter Gegner in der Nähe, um auch noch anzugreifen. Würde keine räumliche Distanz zum Geworfenen eingenommen werden, könnte man bei dem Angriff eines zweiten Gegners über den ersten stolpern und den Kampf schließlich doch noch verlieren.
Sensei Fritz Nöpel lag es sehr am Herzen, noch zu erwähnen, dass man bei der Kata-Bunkai – und auch bei der Darstellung von Selbstverteidigungstechniken – einen sogenannten „Overkill“ vermeiden soll. Wenn ein Angriff abgewehrt und mit Techniken gekontert wird, die einen Gegner bei realistischer Betrachtung sehr schwer verletzen würden, so ist nach einem Abschlusswurf bzw. nach einem zu Boden führen keine weitere Kontertechnik (= „Overkill“) erforderlich und auch nicht erwünscht.
Am Ende freuten sich die TeilnehmerInnen über neue und tiefere Einblicke in die Kata mit ihren unsichtbaren Würfen. Für sie sind die unsichtbaren Würfe nun deutlich sichtbarer geworden.
Martina Dorka